Autor: Frank Schleinstein
Dramaturgie: Dagmar Stuchlik
Szenenbild: Lothar Holler
Kamera: Martin Schlesinger
Regie: Frank Schleinstein
Der Schüler (Christoph Waury), Lehrer (Arno Wyzniewski), Mutter (Christine Harbort), Mädchen (Marie Stockhausen), Arzt (Dr. Götz Borgwardt), Freund des Schülers (Christian Schildmann), Turner (Hans-Martin Sprenger); Schüler: Aimo Bülte, Christine Schwedtke, Anne Trutkowski, Cornelia Heinrich, Daniela Nicklisch, Anja Wettengel, André Steingerg, Thomas Przyszcz.
07.11.1990 I. PR. Erstausstrahlung; 07.02.1991 1 Plus (vom WDR) Wiederholung.
Der Wendeherbst im Jahre 1989 - das Volk der DDR demonstriert und erreicht generelle gesellschaftliche änderungen, Grenzen werden niedergerissen, Freiheit wird errungen. Aber es ist für manche Menschen auch ein Niedergang von Idealen. Dieser Film konzentriert sich mit der Darstellung innerer, unbewältigter Auseinandersetzungen auf zwei Menschen: den Fragen stellenden 17jährigen Schüler (Christoph Waury) und seinem (schuldig gewordenen) Lehrer (Arno Wyzniewski).Schleinstein orientierte sich mit der Konzipierung der Figur des Schülers an einem jungen Mann, den er persönlich kannte. Konfliktsituationen ergaben sich in der DDR-Schule für ihn zum Beispiel daraus, dass er seinen Lehrer fragte, warum die Mauer in Berlin steht. Der Lehrer verwies darauf, dass es nicht Mauer heißt, sondern "Antifaschistischer Schutzwall". Damit war die Frage des Jugendlichen nicht beantwortet, allein für die Fragestellung aber erhielt der Schüler eine Note Fünf. So ist vieles um ihn herum kompliziert, nicht zu begreifen, wenn man doch als Jugendlicher einfach nur seinen Weg durch die Welt von heute beginnen will. So hatte der Schüler im Unterricht auch Literatur in die Hand bekommen, die aber mit ihren grundsätzlichen Aussagen nicht mit dem normalen Leben unter einen Hut zu bringen waren. Bezeichnend die Szene, als der Schüler sich unter den Wasserfall stellt und ein solches Buch in diesen hineinhält; es zeigt sich in praxi: Wasser ist stärker als dieses Buch, und im übertragenem Sinne ist das eine Bestätigung für die Weltfremdheit der "Pflichtliteratur". Der Junge lebt so in einer Welt mit Bildern, der Lehrer erzählt immerzu über dies und jenes; komplizierte Ausführungen über den freien Fall als Möglichkeit und so weiter. Aber der Schüler sieht im Wendeherbst, wie Menschen von Polizisten geschlagen werden; warum ist das so und warum ist sein Lehrer nicht in der Lage, ihm die Realität zu erklären? Wie soll man weiterleben unter solchen Gegebenheiten oder wie soll man sein Leben ausrichten, weil man noch am Anfang steht?Bild an Bild werden von den Machern des Films aneinandergereiht, man offeriert Alltägliches, zeigt es aus einer befremdlichen Perspektive; Betonruinen kommen ins Blickfeld, im Inneren der Häuser ist es abscheulich nass, man erkennt Wände oder Pfeiler, die merkwürdig schief stehen - surrealistische Zerrbilder.
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