Manuskript: Bruno Pfeffer (Szene von G. Weerth), Horst Heydeck (Szene von
G. Büchner)
Bühnenbild: (Szene von G. Weerth)
Kamera: Willi Schallert (Szene von G. Weerht); Bruno Siebert (Szene von G.
Büchner)
Regie: Elly Boraucke (Szene von G. Weerth); Otto Friedrich Holub (Szene von
Georg Büchner)
1. Szene von Georg Weerth: “Herr Großkaufmann Preiß”
Siegfried Weiß, Willy Krause, Kurt Schmidtchen, Annemarie Siemank, Willi Narloch, Albert Venohr, Peter P. Goor, Willi Schwabe, Walter Lendrich, Egon Wander.
2. Szene von Georg Büchner: “Der hessische Landbote”
Eduard von Winterstein, Karen Fredersdorf, Hans Peter Thielen, Edwin Marian.
03.03.1954 Erstausstrahlung
1. Szene von Georg Weerth: “Herr Großkaufmann Preiß”
In den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts gab es eine Anzahl von Dichtern und Schriftstellern, die die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse unter Kritik stellten. Hierzu zählte auch die Gruppe der “Jungdeutschen”: Karl Gutzkow, Friedrich Freiligrath, Heinrich Laube und Georg Weerth. Letzterer schrieb in diesem Zusammenhang seine “Humoristischen Skizzen aus dem deutschen Handelsleben“, kurz auch als “Skizzen” bezeichnet, die von 1845 bis 1848 in verschiedenen Zeitungen abgedruckt wurden. Im Zentrum dieser “Skizzen” stand der Kaufmann Preiß, eine eher unsympathische Figur. Er ist mit Leidenschaft als Kaufmann tätig, hat es zu Reichtum und Ansehen gebracht. Die Anfangskapitel um diese Person gestaltete Weerth noch mit freundlichem Humor, im letzten Drittel der “Skizzen” aber änderte sich der Ton. Weerth präsentiert hier den Kaufmann als Opfer der Revolution von 1848, der sich in höchstem Maße verspekuliert hatte und nun ohne Aufträge dasteht. Doch er lässt sich nicht unterkriegen, “Sparen” heißt nun seine Devise, auch wenn dabei altbewährte Mitarbeiter über die Klinge springen müssen. Das, was für Preiß zählt, ist, dass er am Ende selbst noch mächtiger und einflussreicher geworden ist als je vorher. Da Weehrt selbst auch als Kaufmann tätig war, kannte er sich in dieser “Materie” aus und gestaltete entsprechende Situationen mit seinen künstlerischen Mitteln; speziell mit Satire und Spott kritisierte Weerth die Auswüchse der damaligen Gesellschaft.
2. Szene von Georg Büchner: “Der Hessische Landbote”
Der “Hessische Landbote” wurde ursprünglich von Georg Büchner im Jahre 1834 verfasst - ein Pamphlet gegen die sozialen Missstände der damaligen Zeit. Der Butzbacher Rektor Friedrich Ludwig Weidig sorgte für eine redaktionelle Überarbeitung der achtseitigen Schrift. Die ersten Exemplare derer wurden im August 1834 heimlich im Großherzogtum Hessen-Darmstadt unter die Leute gebracht.
Der “Hessische Landbote” informierte die Leser zunächst zu Verhaltensweisen, wie sie mit der illegalen Schrift umgehen sollten und verkündete dann den berühmten Aufruf “Friede den Hütten! Krieg den Palästen!”. Die Autoren nahmen Bezug auf die Verschwendung der Mittel, die vom Volk erpresst wurden, durch die Herrschenden im Großherzogtum und spannten den Bogen bis zur Notwendigkeit einer Revolution. Diese sei in Anbetracht des sozialen Missstände an der Tagesordnung; die Floskel, dass die Machtverhältnisse “von Gottes Gnaden” für immer gegeben sei und unantastbar wäre, sei überholt.
Die Obrigkeit im Großherzogtum reagierte auf das Erscheinen der Flugschrift in heftiger Art und Weise. Büchner wurde sofort steckbrieflich gesucht, konnte aber 1835 nach Frankreich fliehen. Weidig wurde zunächst zwangsversetzt und später mit anderen Oppositionellen verhaftet. Er wurde gefoltert, und kam 1837 unter ungeklärten Umständen ums Leben.
Die Fernsehspiel-Szene zum “Hessischen Landboten” war separat von der Szene unter Punkt 1 schon 1953 unter dem gleichen Namen ausgestrahlt worden (EA: 09.05.1953).
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