Foto: Waltraut Denger; "FF dabei", Nr. 20/1970, Seite 20; im Bild: Hildegard Alex und Günter Drescher
Autor: Harald Korall
Dramaturgie: Ursula Feske
Redaktion: Fritz Bohne
Kamera: Horst Mielast
Musik: Dieter Rumstieg
Regie: Horst Mielast
Christine Möbius (Hildegard Alex), Konrad Sander (Klaus Piontek), Horst Säbisch (Klaus Ebeling), Fritz Neuner (Günter Drescher) und Hans Lucke.
12.05.1970 I. PR. Erstausstrahlung
In einer Momentaufnahme zeigt sich das (Zusammen-)Leben für Christine (Hildegard Alex) und Konrad (Klaus Piontek) von seiner schönsten und rosigsten Seite. Sie ist gerade dank ihrer Begabung zur Redakteurin einer großen Betriebszeitung ernannt worden, und er arbeitet erfolgreich als Diplomingenieur an interessanten Projekten. Beide sind “zusammen”, sie sind sehr verliebt, und die Verlobung soll alsbald gefeiert werden. Doch es sollte sich zeigen, dass sie allein mit einem “Hoppla, hier bin ich!” nicht für ein ganzes gemeinsames Leben zu gewinnen ist. Plötzlich eröffnen sich Widerstände, es gibt Konflikte.
Diese Probleme sind nicht in ihrem Umfeld zu suchen - so der Tenor der “Macher“ des Films -, sondern von ihnen als Paar initiiert worden. Er stellt sie vor die Wahl, einen bestimmten Artikel nicht in die Betriebzeitung zu bringen, sollte sie ihn doch publik machen, würde er sie verlassen. Das Ganze hing mit einer schon eröffneten Diskussion zusammen, deren Thema den Titel “Wir sind sozialistischen Eigentümer, also wollen wir uns auch als solche verhalten.” trug. Allgemein ausgesprochen, würde das jeder im Betrieb akzeptieren und unterstützen. Doch wenn man mit Name und Hausnummer als einer genannt wird, der mit diesem Thema zumindest teilweise auf Kriegsfuß steht, sieht die Sache gleich anders aus. Wer lässt sich schon gern öffentlich kritisieren?
Konkret geht es vielleicht nur um Kleinigkeiten: ein paar Minuten zu spät zur Arbeit kommen oder etwas Material aus dem Betrieb für den Hausgebrauch mitnehmen. Summiert sich das Ganze irgendwann? Und gibt es auch größere Dinge, die in Bezug auf dieses Thema angesprochen werden müssten?
Ein solches “Etwas” könnten die Reserven in den Köpfen sein. Sind diese nicht auch Eigentum aller und somit im Interesse der Gesellschaft optimal zu nutzen? Wie sieht es diesbezüglich bei Konrad aus? Er arbeitet an wichtigen Entwicklungen für seinen VEB. Doch warum arbeitet er allein, als “Einzelkämpfer”? Das ist der Ansatzpunkt, von dem Christine im “Normalfall” in der Betriebszeitung schreiben müsste, um nach ihrer Meinung zum Nutzen aller Negatives zu überwinden und Positives zu bewirken. Doch soll sie ihn in der Weise bloßstellen, den Mann, den sie liebt? Was ist in diesem speziellen Falle wichtiger: das persönliche Glück oder das sozialistische Vorankommen für die Gesellschaft? Zumindest ist Christine erst einmal der Meinung, dass sie dem Problem nicht aus dem Weg gehen kann und eine Entscheidung treffen muss.
Um diese Entscheidung treffen zu können, wurden an dieser Stelle die Zuschauer um ihre Meinung gefragt, ja sie wurden aufgerufen, das Ganze in ihrem Betriebskollektiv, in der Hausgemeinschaft und in der Familie zu diskutieren und ihr Fazit dem DFF mitzuteilen. In Auswertung dessen sollte eine entsprechende Sendung am 6. Juni dieses Jahres ausgestrahlt werden .
Welcher Eindruck blieb nun für den “normalen” DDR-Fernsehzuschauer nach dieser um 20.00 Uhr beginnenden und 45 Minuten andauernden Sendung zurück? Man wurde zur besten Sendezeit mit Themen konfrontiert, die einen den Tag über schon acht oder neun Stunden beschäftigt hatten, sei es durch einen “Roten Treff”, der an diesem Tage zu konsumieren war, oder den Ideologienachschlag des Vorgesetzten, der natürlich SED-Genosse war. Das Maß an erwünschter Unterhaltung und Entspannung war damit nahezu mit dem Wert “Null” anzugeben. Vielleicht hatte es der eine oder andere Verantwortliche beim DFF bemerkt - jedenfalls war an diesem Sendeplatz in den darauf folgenden Wochen oder Monaten keine zweite Sendung aus der begonnenen Reihe im Programm des Senders.
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