Foto: Waltraut Denger; “Funk und Fernsehen der DDR”; Nr. 10/1965, Seite 14; im Bild: Jutta Hoffmann und Ekkehard Schall.
Autor: Georg Büchner (literarische Vorlage)
Szenenbild: Heinz Zeise
Kostüme: Christa Hahn
Musik: Jean Kurt Forest
Kamera: Harri Münzhardt/Lothar Noske/Reiner Hofmann/Siegfried Peters/
Gerhard Leist
Aufnahmeleitung: Erika Trömel
Inszenierung: Lothar Bellag
Woyzeck (Ekkehard Schall), Marie (Jutta Hoffmann), Hauptmann (Martin Flörchinger), Doktor (Siegfried Kilian), Tambourmajor (Günther Simon), Unteroffizier (Günter Haack), Andres (Hermann Beyer), Margret (Felicitas Ritsch), Budenbesitzer (Heinz Scholz), Leierkastenmann (Hans Flössel), Händler (Fritz Links), Großmutter (Berti Deutsch), 1. Handwerksbursch (Gerhard Lau), 2. Handwerksbursch (Peter Dommisch), Käthe (Gudrun Jochmann), Polizeikommissar (Hermann Hiesgen), Kind (Mike-Olaf Kilian).
28.02.1965 Erstausstrahlung
Der Friseur Johann Christian Woyzeck erstach am 3. Juni 1821 seine Geliebte Marie. Manche Zeugen sprachen von Eifersucht, andere wollten wissen, dass Woyzeck zumindest zeitweise geisteskrank sei. Ein als Gerichtsgutachter bestellter Arzt führte aus, dass nach seiner Ansicht der Angeklagte Woyzeck zurechnungsfähig und somit für den Mord verantwortlich sei. Darauf hin wurde Woyzeck schuldig gesprochen und im August des Jahres 1824 hingerichtet.
Zwölf Jahre später, im Jahre 1836, wird der Medizinstudent Georg Büchner auf den Fall aufmerksam und vertieft sich darin so intensiv, dass er schließlich die Tragödie “Woyzeck” niederschrieb - eine einzige Anklage gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse dieser Zeit im 19. Jahrhundert.
In dieser Tragödie, die der Nachwelt als Fragment hinter blieb und die im 20. Jahrhundert Grundlage zahlreicher Bühnenaufführungen sowie Film- und Fernsehinszenierungen war, schildert Büchner das Schicksal des Woyzeck (Ekkehard Schall) differenzierter - dies im Vergleich zu den Niederschriften, wie sie in Folge des erwähnten Prozesses in die Leipziger Kriminalchronik einging. Er charakterisiert Woyzeck als einen armen, gehetzten und geschundenen Menschen aus dem so genannten 4. Stand der Gesellschaft. Um Marie (Jutta Hoffmann) und ihr Kind zu versorgen, hat er ständig große Mühe, weil sein geringes Soldatengehalt dafür nicht ausreicht. So leistet er bei seinem Hauptmann Hilfsarbeiten und stellt sich einem Arzt (Siegfried Kilian) als Medium für unmenschliche Experimente zur Verfügung. Durch letzteres wird seine Gesundheit stark angegriffen, und Woyzeck verfällt zeitweilig in Geistesverwirrung. Schließlich wendet sich auch noch Marie von ihm ab, weil der attraktive Tambourmajor mit seinem Werben um sie Erfolg hatte. Marie war die einzige Person, bei der Woyzeck eine Zuflucht vor der feindlichen und hässlichen Welt fand; da diese nicht mehr existiert, hat das Leben für Woyzeck seinen Sinn verloren. Und weil er nichts gegen diese unbarmherzige Welt tun kann, nimmt er sich das, was ihm vorher diese schlechte Welt wegnahm: Marie.
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