Foto: Waltraut Denger; “Funk und Fernsehen der DDR”, Nr. 28/1967, Seite 14; im Foto: Angelica Domröse
Fernsehbearbeitung: Alfried Nehring
Szenenbild und Kostüme: Erich Geister
Regie: Kurt Jung-Alsen
Theobald Maske (Hans-Joachim Hanisch), Luise, sein Frau (Angelica Domröse). Gertrud Deuter (Felicitas Ritsch), Scarron (Adolf-Peter Hoffmann), Mandelstam, Friseur (Reimar-Johannes Baur), ein Fremder (Walter Kröter).
09.07.1967 Erstausstrahlung; 03.11.1967 Wiederholung
“Die Hose” ist das erste der Stücke von Carl Sternheim (1878-1942), die zum Zyklus “Aus dem bürgerlichen Heldenleben” gehören. Die Uraufführung dieses bürgerlichen Lustspiels erfolgte am 15.02.1911 in den Kammerspielen am Deutschen Theater Berlin. Dem war allerdings ein Polizeiverbot zur Aufführung des Stücks “Aus Gründen der Sittlichkeit” vorausgegangen.
Man schreibt das Jahr 1900. Luise (Angelica Domröse), der Frau des biederen Beamten Theobald Maske (Hans-Joachim Hanisch), ist ein peinliches Missgeschick passiert: Sie verlor ihre Hose, als sie und ihr Gatte einer kaiserlichen Parade beiwohnten. Zu Hause gibt sich der Herr des Hauses dann als Tyrann, denn nach diesem Vorfall muss er um Amt und Würden bangen. Doch schnell gelingt es Luise, ihn zu besänftigen, mit einem deftigen Hammelbraten mit Bohnen ist das alle Mal möglich.
Dann kommen zwei Zeugen des Hosenverlustes ins Spiel, die vom Anblick der kurzen Entblößung “Blut geleckt” haben: zum einen der lungenkranke Friseurgehilfe Benjamin Mandelstam (Reimar-Johannes Baur) und der Dichter und Verehrer Nietzsches namens Frank Scarron (Adolf-Peter Hoffmann). Sie geben vor, ein Obdach zu suchen und mieten sich in Maskes kleine Wohnung ein. Beide nutzen nun die Nähe zu Luise, um derselben Avancen zu machen. Mit Unterstützung von Nachbarin Gertrud Deuter (Felicitas Ritsch) deutet Luise gegenüber Scarron an, nicht abgeneigt zu sein. Doch im so entscheidenden Augenblick läuft der Dichter auf und davon - er muss seine Gefühle vorab zu Papier bringen! Auch Mandelstam verhält sich gar nicht “männlich”: auch er verpasst seine Chance bei Luise, er beklagt lieber seine körperlichen Leiden als dass er einen Annährungsversuch ernsthaft realisiert.
Damit ist die Lust auf Liebesabenteuer bei Luise erst einmal erloschen. Aber ihr Gatte nutzt die Abwesenheit seiner Frau, die sich zur Kirche begeben hatte, um sie mit der Nachbarin zu betrügen. Und Luise verkündet der “Einfühlsame”, dass er es nun verantworten kann, ihr auf Basis der guten Mieteinnahmen ein Kind zu machen.
Es ist eine bissige gesellschaftskritische Satire auf das Verhalten der Kleinbürger und der Monarchie generell. Und im speziellen verhöhnt der Autor mit seiner Disposition der Mieter diverse romantische Ideale, und mit seiner Zeichnung des Theobald Maske kritisiert er den Beamten als geldgierigen, selbstgefälligen, berechnenden und zum Teil brutalen Zeitgenossen dieser besagten Jahre.
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