Foto: Waltraut Denger; “Funk und Fernsehen der DDR”, Nr. 20/1963, Seite 13; im Bild: Renate Rennhack und Eberhard Esche
Autor: Joachim Goll
Dramaturgie: Gerhard Jarolim
Szenenbild: Klaus Poppitz
Bildregie: Jürgen Sehmisch
Inszenierung: Gerd Keil
Lutz Gehrwald (Hannjo Hasse), Tessa, seine Frau (Vera Oelschlegel), Alexander Mirke (Eberhard Esche), Hanne Jost (Renate Rennhack).
14.05.1963 Erstausstrahlung; 23.08.1963 Wiederholung.
Der Autor dieses Fernsehspiels, Joachim Goll, präsentierte mit dieser Vorlage Menschen um die dreißig in ihrem Ringen um die neue sozialistische Moral und die hohen Anforderungen, die daraus resultierten.
Die Handlung führt in eine Großstadt der DDR, es ist ein Sonnabend wie viele andere auch. Das Ehepaar Gehrwald (Vera Oelschlegel/Hannjo Hasse) erwartet am Abend dieses Tage Gäste. Gegen 21.00 Uhr erscheinen sie: Hanne Jost (Renate Rennhack) und Alexander Mirke (Eberhard Esche). Alle vier stellen sich auf ein paar schöne Stunden ein, ein gemütlicher Abend mit anregenden Gesprächen bei einem Glas guten Weines. Schließlich sind sie sich seit Jahren bekannt, verbunden durch die Arbeit und gemeinsame Interessen. Unerwartet stellt der Herr des Hauses seiner Frau und den Gästen eine Aufgabe, die jeder mit unbedingter Ehrlichkeit lösen soll - ausgehend von den sich anbahnenden Änderungen in den Beziehungen der Beteiligten. Es wird alles, was in den persönlichen Verhältnissen als klar und sicher galt, jetzt in Frage gestellt, also Ehe, Liebe, Freundschaft. All das erscheint auf einmal als fragwürdig, weil bis dato fixierte Maßstäbe und Gegebenheiten nun einer Prüfung unterworfen werden.
Im Klartext: Hanne wirft Tessa vor, dass sie sich zwischen ihren Freund Alexander und sich drängt, weil Tessa es Liebe nennen würde, was ihr Verhalten bedingt. Und Tessa kontert, dass doch Alexander der Mensch sei, nach dem sie Jahre lang gesucht habe. Und was ist mit Tessas Mann Lutz? Er meint, dass er nun schon zehn Jahre mit Tessa verheiratet sei; so lebe man eben nicht mehr in den Flitterwochen, wo man immer wieder Neues am Partner entdeckt. Jetzt habe man sich aneinander gewöhnt - sprich: etwas Aufregendes passiert wohl nicht mehr.
Alexander äußert ob dieser Situation, dass er allein, ohne Tessa und ohne Hanne, in einer anderen Stadt ganz neu anfangen wolle, zumal ihm sein Betrieb die Chance dazu böte. In so fern sehe er auch keinen Anlass, sich mit Lutz wegen Tessa auseinanderzusetzen.
In einer Kritik zu dieser TV-Produktion (“Funk und Fernsehen der DDR”, Nr. 24/1963, Seite 9) äußert man sich dazu unter anderem in der Art, dass Liebe, Treue und Ehrlichkeit auf den ersten Blick wohl rein “private” Begriffe seien, aber sie wären beeinflussbar durch die gesellschaftlichen Bedingungen, die das Umfeld der Menschen bestimmen. Und im Sozialismus gäbe es beste Voraussetzungen, ehrlich miteinander umzugehen, weil das “Wolfsgesetz” des Kapitalismus (“Friss oder werde gefressen”) beseitigt sei. Allerdings seien auch die Forderungen der sozialistischen Gemeinschaft an die Menschen höher als in der alten, überlebten Gesellschaftsordnung.
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