Fernsehredaktion: Gerhard Schubert
Ausstattung: Pieter Hein
Kostüme: Ursula Wolf
Kamera: Bernd Müller
Musik: Jürgen Ecke
Regie und Fernsehregie: Thomas Langhoff
Wilhelm Höchst (Albert Hetterle), Walter Höchst (Klaus Manchen), Olga (Monika Lennartz), Mascha (Ursula Werner), Irina (Swetlana Schönfeld), Dr. Bobanz (Hilmar Baumann), Anton (Uwe Kockisch), Mette (Ruth Reinecke) und Franz (Wolfgang Hosfeld).
04.11.1990 II. PR. Erstausstrahlung; 07.11.1990 I. PR. Wiederholung.
Volker Braun hatte „Die Übergangsgesellschaft“ 1982 geschrieben. Das Stück handelte von der Stagnation und Agonie in einem Land des „real existierenden Sozialismus“. Es war schon zu dieser Zeit ein Gesellschaftssystem, für das es unter den fest gemeißelten Führungsstrukturen und in Anbetracht des Unwillens der bestimmenden Funktionäre, zum Wohle der Menschen tief greifende Veränderungen in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft zu realisieren, keine Möglichkeit zur Entfaltung mehr gab, ganz im Gegenteil - es kam zu einem Verfall der Werte und einem Niedergang der Wirtschaft. Viele Menschen, die auf einen besseren Sozialismus hofften, wurden enttäuscht.
Im Jahre 1987 wurde das Stück in Bremen uraufgeführt, ein Jahr vor dem Fall der Mauer wurde es auch in der DDR gezeigt.
1982 konnte noch niemand die Ereignisse vom Wendeherbst 1989 erahnen, doch die „Übergangsgesellschaft“ vermittelte vorab genau die Stimmung der Vorwendezeit, wie sie dann in praxi war.
Exzellent war Brauns dramatischer Einfall zu bezeichnen, mit dem die Zuschauer in das Anliegen des Stücks hineingeführt werden: auf der Vorbühne des Maxim Gorki Theaters saß ein alter Herr mit Namen Wilhelm Höchst (Albert Hetterle). Er las in einer Zeitung. Umgeben war er von Folienkokons, unter denen sich - das sollte sich alsbald erweisen! - die drei Schwestern und weitere Figuren aus Tschechows gleichnamigen Stück versteckt hielten. Vorerst aber hat der Alte das Wort, und er kommentierte den Beginn der Vorstellung. Er selbst war in seiner Jugend ein Heißsporn mit Hang zur Anarchie, nun ist er in die Jahre gekommen, doch er ist noch in der Lage, bei den Kindern seines Bruders, bei denen er untergekommen ist, Spuren zu hinterlassen. Auch diese sind drei Schwestern, aber in diesem Fall aus der Feder Volker Brauns.
Waren die drei Tschechowschen Schwestern volle Sehnsüchte und Hoffnungen nach einem sinnerfüllten Leben, so scheinen die von Volker Braun keine Träume und Visionen mehr zu haben. Dass das aber nur der äußere Schein ist, zeigt Braun mittels eines theatralischen Kunstgriffs, der aber von forcierter Künstlichkeit geprägt scheint.
Konkret leben die Braunschen Schwestern in einer Art Endzeit des DDR-Sozialismus. Dieses Gesellschaftsmodell zeigte sich als untauglich mit Blick auf deren Glücksanspruch und den Sinn eines menschlichen Lebens.
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